Eine Angststörung zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene Angst vor Situationen oder Umständen haben, die real betrachtet KEINE WIRKLICHE GEFAHR (also ein Fehlalarm!) darstellen. Die meisten Angstpatienten reagieren dann mit einer Panikattacke.
Stell Dir vor Du gehst unachtsam über die Straße und pötzlich siehst Du in letzter Sekunde wie ein Auto auf Dich zurast. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde ist Dein Körper auf Flucht "programmiert". Dein Körper schüttet Adrenalin aus, Muskeln spannen sich an, dein Organismus konzentriert sich nur noch auf lebenswichtige Funktionen (Flucht, Muskelkraft und hohes Reaktionsvermögen) und dank dieses genialen Vorgangs, kannst Du noch in letzter Sekunde Dein Leben retten.
Bei Angstpatienten passiert genau das gleiche, jedoch ohne das eine reale Bedrohung oder Gefahr vorliegt.
Bei mir war es so, dass ich oft beim Einkaufen einen Fehlalarm (Panikattacke) bekam. Ein Grund dafür lag nicht vor. Es kam aus heiterem Himmel. Ich bekamm Herzrasen, Todesangst, Kribbeln, Taubeheitsgefühle, Schwindel, Schweißausbrüche und alles was man sonst noch so als bedrohlich empfinden kann.
Von einer auf der anderen Sekunde stellte mein Körper auch auf "Flucht" um. Ebenso wurden wie bei einer realen Gefahr nur noch lebenswichtige Funktionen aufrecht erhalten und ein rationelles Denken war nicht mehr möglich. Ich lies alles stehen und liegen und flüchtete teilweise mit akrobatischer Kunst und gefährlichen Fahrverhalten in mein "Nest" (Wohnung).
Es galang mir selbst und anderen nicht mir bewusst zu machen, dass keine reale Bedrohung vorliegt. Dies konnte ich erst dank einer Psychotherapie in kleinen Schritten erlernen.
Du kannst Dir vorstellen, dass es sehr unangenehm ist, wenn man in alltäglichen Situation einen "Fehlalarm" hat. Darum isolieren sich auch viele Angstpatienten, da sie Angst vor unkontrollierbaren Reaktionen Ihres Körpers haben oder fürchten, dass sie in bestimten Situationen wieder einen Fehlalarm bekommen könnten. Dieses Verhalten ist dann eine sogenannte Phobophobie (Angst vor der Angst).
Eines ist aber wichtig, damit Du Angstpatienten besser verstehen kannst:
-Anstpatienten sind keine eingebildeten Kranke!
-Die meisten Sympthome (Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche, erhöhter Blutdruck etc.) sind tatsächlich vorhanden! Sie lassen sich durch Messungen nachweisen!
-Angstpatienten nehmen oft Ihre Umwelt stärker wahr, reagieren sensibler und sind oft vom Wesen her ebenfalls sehr sensibel. Angstpatienten haben oft eine "Antenne" dafür, wenn es anderen Menschen nicht gut geht.
-Das Nest (Wohnung) zu verlassen ist für Angstpatienten eine besonders schwere Herausforderung. Worte wie "stell Dich nicht so an" oder "lass Dich nicht so hängen" sind genau so wenig hilfreich wie zu versuchen mit Druck oder Zwang etwas zu erreichen.
-Es bringt nichts mit einem Angstpatienten endlose Diskussionen über die verschiedenste Sympthome zu führen. Ablenkung hingegen ist während einer Panikattacke ein sehr gutes Mittel.
Wir hoffen das Du nun einen kleinen Eindruck gewinnen konntest was eine Angsterkrankung ist!
Auch Angehörige von Angstpatienten sind in unserer Gruppe herzlich willkommen!